Schockwelle am Kunstmarkt … China nun Nr. 1 vor den USA und Großbritannien

[22.03.2011]

 

Laut Thierry Ehrmann, dem Gründer und Präsidenten des weltweit führenden Anbieters von Informationen zum Kunstmarkt Artprice „ist es ein heftiger Schock in der Geschichte des internationalen Kunstmarkts, dass China nun den ersten Platz bei den Fine Art Auktionen einnimmt“. Innerhalb von nur drei Jahren gelang es dem Land vom dritten Platz, von dem es Frankreich 2007 verdrängt hatte, auf den ersten Platz zu kommen und damit vor Großbritannien und den USA zu rangieren, die seit den 50er Jahren die großen Meister des Marktes sind.

Um die Polarität des internationalen Kunstmarktes von Westen nach Osten umzukehren muss China nicht auf Tricks wie hypothetische Zahlen der Kunstgalerien (undurchsichtiger privater Markt im Vergleich zum öffentlichen Markt der Versteigerungen) oder die Zahlen von Möbeln und traditionellen chinesischen Kunstobjekten (deren Preise weltweit rasant ansteigen) zurückgreifen. Seit den 50er Jahren ist die für den Kunstmarkt maßgebende Rangliste diejenige der Auktionen im Bereich Fine Art (Gemälde, Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, Druckgrafiken).

Nach Abschluss der Auktionen des Jahres 2010 erzielten China 33% der weltweiten Verkaufserlöse in der Kategorie Fine Art, die USA 30%, Großbritannien 19% und Frankreich 5%.

Die Rangliste der internationalen Künstler des Jahres 2010 (Artprice Top 10 nach Jahresverkaufserlösen) enthält vier chinesische Künstler mit einem Mindesterlös von 112 Mio. $, während in dieser Liste im Jahr 2009 nur ein chinesischer Künstler vertreten gewesen war. ZHANG Daqian liegt vor Andy WARHOL und vor seinem Landsmann QI Baishi auf dem zweiten Platz. XU Beihong belegt mit Verkaufserlösen in Höhe von 176 Mio. $ den achten Platz und FU Baoshi den neunten Rang. Die junge Generation chinesischer Künstler setzt sich energischer durch als ihre Vorgänger: 2010 eroberte sie mehr als die Hälfte der Top 10 Plätze der zeitgenössischen Künstler im Sturm und ist nun besser als die Amerikaner vertreten (drei Amerikaner, Jean-Michel BASQUIAT, Jeff KOONS und Richard PRINCE, gegenüber sechs Chinesen, Christopher WOOL, ZENG Fanzhi, CHEN Yifei, WANG Yidong, ZHANG Xiaogang und LIU Ye)*.

Der Puls des Marktes ist nun in Peking, Hongkong und Shanghai, dem neuen Wachstumspol des Kunstmarktes, abzulesen, an dem auch Sotheby’s (2% des Verkaufserlöses in Hongkong erzielt), Christie’s (2,5% in Hongkong), Poly International (7,4%), China Guardian (5,32%), Beiing Council (2,07%) und Hanhai Art Auction in Peking (2,74%) aktiv sind.

Die im Jahr 2010 weltweit zweitstärkste Wirtschaftsmacht China hatte nicht nur eine Hebelwirkung auf die Kunstwirtschaft und ihren kulturellen Einfluss. Die Kunst profitierte auch von der Unterstützung der Regierung und den sowohl patriotischen als auch schnell investierenden chinesischen Sammlern. China hat die Macht der Kunst in der Geschichte der Völker verstanden. Außerdem sind noch Rekordgebote für chinesische Kunstwerke zu erwarten, da die Zahl der chinesischen Milliardäre bis 2014 jährlich um ca. 20% steigen dürfte, während diese Zahl für die restliche Welt bei 5,6% liegt.

*Auszüge aus dem Artprice Kunstmarktbericht 2010, der ab dem 5. April 2011 auf der Internetseite www.artprice.com in den Sprachen Englisch, Französisch, Chinesisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch als kostenloser Download zur Verfügung stehen wird.