Kunst aus aller Welt

Am stärksten vertretene Staatsangehörigkeiten in den Top 500 (2016)

Französisch-chinesische Referenzen

Der westliche Markt zeigt eine ausgesprochene Vorliebe für die Werke von Zao Wou-Ki, Chu Teh-Chun, Ai Weiwei, Zeng Fanzhi, Qi Baishi, Lin Fengmian, Zhang Daqian, Lee Man Fong, San Yu und Walasse Ting. Dies sind die zehn verkaufsstärksten Künstler in den Auktionssälen außerhalb ihres Geburtslandes. Die meisten dieser Künstler haben allerdings in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Paris gelebt, als die französische Hauptstadt eine nie zuvor dagewesene kreative Lebenskraft hatte und eine starke Anziehungskraft auf ausländische Künstler ausübte. Zao Wou-Ki, Chu Teh-Chun, San Yu und Walasse Ting gehören dazu. Manche von ihnen wurden zu Lebzeiten geehrt, so wie ZAO Wou-Ki, andere wiederum wurden erst vor Kurzem neu entdeckt, nachdem sie ein unscheinbares Leben gelebt hatten, wie TANG Haiwen. Dank dieser Künstler können die französischen Auktionshäuser ihre Kataloge mit reinen abstrakten Meisterwerken füllen. So hat Zao Wou-ki 2016 eine neue Versteigerung in Millionenhöhe auf französischem Boden erreicht (12.10.1970, 1,2 Mio. $, Sotheby’s Paris, 6. Dezember 2016) – die einzige, die außerhalb Asiens im ganzen Jahr verzeichnet wurde. Zao ist eine echte Speerspitze der chinesischen und französischen Märkte und zeigt einen Index mit einem Wertanstieg in Höhe von 886 % seit 2000. In seinem Windschatten zeigt der Markt für CHU Teh-Chun sowohl in China als auch im Rest der Welt eine außergewöhnliche Vitalität. Sein Marktwert ist buchstäblich in die Höhe geschossen, wodurch 100 $, die im Jahre 2000 in eines seiner Werke investiert wurden, heute im Durchschnitt 1.665 $ wert sind. Auch wenn in der französischen Hauptstadt bereits einige Versteigerungen in Millionenhöhe für Chu Teh-Chun erzielt wurden, werden seine schönsten Werke oft in London und New York verkauft, wenn nicht in Asien. Sein neuer Rekord wurde übrigens in Hongkong erzielt, mit 11,8 Mio. $, die am 26. November 2016 für Vertige neigeux bei Christie’s verzeichnet wurden.

In Frankreich, London und New York unterscheiden sich die Geschmäcker in Sachen Kunst manchmal, insbesondere, wenn es um chinesische Kunst geht. Während die neuen Stars der zeitgenössischen chinesischen Kunst von den angelsächsischen Sammlern heiß begehrt sind, zeigen die französischen Kunstliebhaber eine deutliche Vorliebe für die Nachkriegskünstler, insbesondere für diejenigen, die nach Frankreich kamen, um zu studieren, Kunst zu schaffen oder zu unterrichten. Gegenüber der Beständigkeit der französisch-chinesischen Künstler des 20. Jahrhunderts, zeigt der westliche Markt noch eine gewisse Instabilität gegenüber den neuen Stars der zeitgenössischen chinesischen Kunst, deren Preise vor ungefähr zehn Jahren in die Höhe geschossen sind: Zu nennen ist die Wertminderung in Höhe von 3,5 Mio. $, die für ZHANG Xiaogang seit dem Verkauf des Gemäldes Bloodline: Big Family No.1 festzustellen ist, für das 2016 in New York 4,9 Mio. $ gezahlt wurden, gegenüber 8,4 Mio. $ in Hongkong im Jahre 2011 (Sotheby’s Hongkong, 3. Oktober 2011).

Internationale Verankerung japanischer Künstler

Die großen japanischen Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts beweisen eine beachtenswerte Vitalität auf internationaler Ebene. Die meisten Versteigerungen in Millionenhöhe von Tsuguharu Foujita, Kazuo Shiraga, Noshitomo Nara und Yayoi Kusama finden zwar in Hongkong statt, der phänomenale Preisanstieg ist allerdings auch das Ergebnis einer Nachfrage, die gleichermaßen im Westen verankert ist. Ein Drittel des Jahresumsatzes von Yayoi Kusama stammt aus den Vereinigten Staaten, mehr als ein Drittel des Umsatzes von Shiraga Kazuo aus Großbritannien, ein Viertel des Umsatzes von Foujita ist amerikanisch, während 80 % des Umsatzes von Tetsumi Kudo aus den französischen und englischen Märkten stammt.

Top 10 der japanischen Künstler (2016)

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Der absolute Rekord von Tetsumi KUDO wurde in Paris erzielt. Er wurde am 7. Dezember 2016 zu einem Preis von 225.000 $ bei Sotheby’s für eine Skulptur ohne Titel aus dem Jahre 1973 erreicht. Zwischen London, Paris und New York findet der Marktwert von Kudo seit zwei Jahren zu einem neuen Aufschwung, mit sechs Werken, die für über 100.000 $ versteigert wurden: ein Preisniveau, das noch nie zuvor erreicht wurde. Das wiedergewonnene Interesse für „Die neue Ökologie“ von Kudo hat sich auch in New York bemerkbar gemacht, mit einer Einzelausstellung in der Galerie Andrea Rosen (Oktober – November 2016) und in Deutschland im Fridericianum in Kassel (25. Oktober 2016 – 1. Januar 2017). Paris hält auch seit 2014 den absoluten Rekord von Kazuo SHIRAGA, dessen Preise seit der großen Retrospektive Gutai: Splendid Playground, die im Guggenheim Museum in New York organisiert wurde (15. Februar – 8 .Mai 2013) in die Höhe schießen. Seine großen Action Paintings erzielen in Paris, New York, Hongkong oder München mehrere Millionen Dollar. 2016 wurden wieder 11 Werke bei Auktionen in Asien, in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, aber auch in Frankreich – wo der Markt für ihn ebenso wichtig ist wie Hongkong – für über eine Million Dollar versteigert.

Festgehalten werden müssen auch die neuen in New York erzielten Weltrekorde von Jiro TAKAMATSU und Takeo YAMAGUCHI, sowie ein neues Ergebnis in Millionenhöhe für Yoshitomo NARA (Wish World Peace, ca. 2,9 Mio. $, am 17. November 2016 bei Sotheby’s) gegenüber sechs Rekorden in Asien im gleichen Jahr. Die Begeisterung für die Werke von Nara zeigt sich durch einen schnellen Preisanstieg, wie der, der für das Gemälde Banging the Drum festgestellt wurde, das auf dem Cover des Katalogs von Christie’s Hongkong, am 28. Mai 2016 angekündigt wurde. Im Oktober 2014 wurde es erstmals für 770.000 $ in London versteigert und hat 2016 eine Million Dollar überschritten (1,164 Mio. $), was einen Wertanstieg von 51 % in nur zwei Jahren darstellt.

Entwicklung des Umsatzes von Foujita

Nennenswert ist auch die starke Aufwertung Foujitas (Tsuguharu FOUJITA). Nachdem er jahrelang wenig auf dem Markt präsent gewesen war (seine letzte Frau Kimiyo hatte jegliche Reproduktionen seiner Werke und sogar jegliche Ausstellungen des Werks ihres verstorbenen Ehemannes verboten), wurde dem Markt durch seinen 130. Geburtstag, der in Frankreich und Japan gefeiert wurde, neues Leben eingehaucht. Er wird heute im Westen leidenschaftlich gesammelt (fast 40 % des Umsatzes 2016), und auch in Asien, wo am 3. April 2016 ein absoluter Rekord von über 5 Mio. $ für sein Gemälde Nu au chat bei Sotheby’s in Hongkong, erzielt wurde – ein Werk, das vom Long Museum in Shanghai gekauft wurde. Dieses subtile und majestätische Werk hatte schon im Jahr 2014 für Furore gesorgt, als es für 1,9 Mio. $ versteigert worden war. Trotz dieses außergewöhnlichen Rekords ist Foujita nicht der umsatzstärkste japanische Künstler. Er liegt noch hinter Yayoi KUSAMA, der auf dem 23. Platz der weltweiten Rangliste steht (64,9 Mio. $), und dessen beste Jahresversteigerung einen außergewöhnlichen Wertanstieg bezeugt: Cloud Considering, ein Gemälde, das 2008 für 85.000 $ bei einer Auktion versteigert wurde, die vom Auktionshaus The Market in Tokyo veranstaltet wurde, und am 28. Mai 2016 bei Christie’s Hongkong für 2,5 Mio. $ den Besitzer gewechselt hat. Der Wert dieses Werkes hat sich also in weniger als 10 Jahren um 2,4 Mio. $ gesteigert! Das ist der „Kusama-Effekt“, dessen Preise wirklich explosionsartig angestiegen sind, mit einem seit 2000 um über 720 % gesteigerten Index.

Andere japanische Künstler haben dieses Jahr neue Höhepunkte erreicht: Toshimitsu Imai mit einem Rekord von 474.720$ (Temps Modernes, Sotheby’s Hongkong, 3. April 2016), Sadamasa Motonaga, für den die Nachfrage so stark ist wie nie zuvor und dessen Wert seit 2 Jahren in die Höhe schießt, oder auch Atsuko Tanaka, der in Hongkong und Tokyo zwei erste Ergebnisse in Millionenhöhe erzielt hat.

Aufschwung lateinamerikanischer Künstler

Die Lateinamerikanische Kunst (argentinisch, kubanisch, brasilianisch, mexikanisch, chilenisch) ist ein vielversprechender Sektor, der von einer immer internationaleren Nachfrage und spezialisierten Auktionen, die im Jahreskalender fest eingetragen sind, getragen wird. Auf diesem Gebiet konkurriert das Auktionshaus Phillips mit den Giganten Christie’s und Sotheby’s. Im Mai 2016 meldete Phillips ein Wachstum seines Umsatzes von 305 % für lateinamerikanische Kunst seit 2009. Neben den unumgänglichen Künstlern Wifredo Lam, Rufino Tamayo, Felix Gonzalez-Torres, Leonora Carrington und Jesús Rafael Soto hat sich im oberen Segment der mexikanische postminimalistische Künstler Gabriel OROZCO hervorgetan, sowie die Kolumbianerin Olga DE AMARAL, die Brasilianer Hélio OITICICA (große amerikanische Retrospektive im Carnegie Museum vom 1. Oktober 2016 bis 2. Januar 2017), Cildo MEIRELES (der erste brasilianische Künstler, der eine Retrospektive im Tate in London hatte, 2008) und Mira SCHENDEL, die mit 970.000 $ einen neuen Rekord für Werk ohne Titel erzielte, das am 16. November 2016 bei Phillips versteigert wurde. Der Uruguayer Pablo ATCHUGARRY und der Argentinier Guillermo David KUITCA wurden ebenfalls mit neuen Rekorden bekrönt, während die Kubaner ihnen in nichts nachstehen: Manuel Mendive hat seinen Jahresumsatz innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt, Esterio Segura, Mariano Rodriguez und Carlos Enríquez Gómez haben neue Höchstbeträge erzielt, sowie Carmen HERRERA, eine hundertjährige Künstlerin mit einem phänomenalen Preisanstieg. Das späte Erwachen der Akteure des Marktes für diese Künstlerin ist nicht weniger effizient: Sein Jahresumsatz ist innerhalb von zwei Jahren von unter 10.000 $ auf fast 1,2 Mio. $ angestiegen.

Neue Rekorde (Auswahl) für lateinamerikanische Kunst

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Im Laufe des Jahres 2016 standen die besten Versteigerungen im Zeichen von Rufino Tamayo (Sandias, versteigert für 2,16 Mio. $ bei Christie’s New York und Sandías y naranja, versteigert für 2,29 Mio. $ bei Sotheby’s New York), von Wifredo Lam, der zwei neue Versteigerungen in Millionenhöhe erzielt hat, und vor allem Frida KAHLO, die ikonische Figur, deren Mythos immer noch fortlebt. Nicht weniger als fünf Werke der mexikanischen Künstlerin wurden im Laufe des Jahres 2016 verkauft, von den 24, die innerhalb von 30 Jahren zur Versteigerung angeboten wurden. Die seltenste Signatur der mexikanischen Szene hat einen neuen Weltrekord für Dos desnudos en el bosque erzielt, das mit seinen 30 cm Höhe am 12. Mai bei Christie’s New York für 8 Mio. $ den Besitzer wechselte. Sechs Monate später fand ein Werk von Frida überraschend auf den Markt: Niña con collar, das im Sommer 2016 wiedergefunden wurde, nachdem es jahrzehntelang in einem Haus in Kalifornien gehangen hatte. Es war Diego Rivera selbst, der einer Frau, die Frida im Atelier assistiert hatte, 1955 dieses Gemälde schenkte. Das Werk fand für 1,8 Mio. $ bei Sotheby’s New York, innerhalt der Schätzspanne, einen Käufer. Derartige Entdeckungen beweisen, dass der Markt für solche wichtigen Künstler noch nicht erloschen ist und uns in der Zukunft neue Überraschungen bevorstehen.