Leitartikel von Thierry Ehrmann, Gründer und Geschäftsführer von Artprice

Thierry Ehrmann Künstler, Gründer und Geschäftsführer von Artprice.com und der Groupe Serveur.

Thierry Ehrmann
Künstler, Gründer und
Geschäftsführer von Artprice.com
und der Groupe Serveur.

 

„Wan Jie, Vorsitzender von Artron, Gründer von Artron und AMMA (Art Market Monitor of Artron) bezeugt mit seinen Worten das Bestreben, diesen vor langer Zeit eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen: „AMMA und Artprice werden Kunstliebhabern, -investoren und -sammlern auf der ganzen Welt weiterhin detaillierte Einblicke in den weltweiten Kunstmarkt liefern, ungeachtet von Grenzen den Puls des Marktes erfassen, Kunst und Kultur von Generation zu Generation weitergeben, die Kunst unterstützen und den Wert der Kunst steigern, damit alle Menschen die Kunst in ihr Leben lassen können.“

Diese Absichtserklärung, die die Beständigkeit der Allianz zwischen AMMA und Artprice widerspiegelt, bestätigt die Vision von Artprice, dass seit Beginn der Jahre 2000, in dieser neuen multipolaren Welt, die Weltmarktführer in ihren jeweiligen Disziplinen Brücken zum Wissensaustausch bauen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Artprice Berichte erstellt, die ein Jahrzeht umfassen, anstatt der im Westen üblichen Maßeinheit des finanziellen Quartals.

Diese Kultur teilen AMMA und Artprice seit langem als beständige Partner, die auf einer Philosophie des Wissens, des gegenseitigen Respekts und des Vertrauens gründet.

Laut Wan Jie „ist dieser Bericht das Ergebnis eines echten tiefgreifenden Austauschs zwischen dem asiatischen und westlichen Kunstmarkt seit 2012. Seine Struktur und sein Inhalt werden kontinuierlich verbessert, um die Gesamtheit der Märkte im Streben nach Perfektion zu erfassen.“

Niemand auf dieser Welt kann derzeit derartige „Big Data“ auf makro- und mikroökonomischer Ebene liefern.

Der internationale Kunstmarkt für Fine Art stabilisiert sich im Westen und bestätigt China in seiner Rolle als Weltmarktführer. Diese Krönung etabliert sich mit einem gnadenlosen Vorsprung in Höhe von 1,3 Mrd. $ vor den USA.

Angesichts der internationalen Wirtschafts- und Finanzlage zeigt der Markt für Fine Art eine gewisse Reife, die es ihm erlaubt, sich mit öffentlichen Auktionen in Höhe von 12,45 Mrd. $ als echte Anlagealternative durchzusetzen.

Man spricht inzwischen vom Kunstmarkt als einem eigenständigen Wirtschaftssektor mit Erträgen und Leistungen pro Anlagenklasse.

Dies ist ein (angesichts der Wirtschaftslage) erstaunliches Ergebnis, welches übrigens mit einem Umsatzzuwachs von +291 % seit 2000 einhergeht. Dieses Wachstum beruht größtenteils auf der Globalisierung des Marktes und seiner florierenden Wirtschaft sowie auf der Intensivierung des Spitzensegments auf dem westlichen Markt. Die Anzahl der weltweit in öffentlichen Auktionen angebotenen Kunstwerke hat im Vergleich zu 2015 mit 938.000 Losen an Fine Art einen Anstieg von +8 % zu verzeichnen.

Großbritannien verteidigt mit einem Jahresumsatz von 2,1 Mrd. $ seinen dritten Platz. Dieses Ergebnis hat sich in 10 Jahren mehr als verdoppelt, im Wesentlichen dank des Londoner Marktes, der inzwischen mit einem Marktanteil von 16 % der weltweit drittgrößte Handelsplatz für Kunstwerke ist und mit Peking (18 %) und New York (26 %) rivalisiert.

Trotz einer besonders ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklung geht es dem westlichen Kunstmarkt erstaunlich gut. Dies zeigt sich im Hinblick auf den wirtschaftlichen Indikator, der im Sektor der Finanzmärkte dominant ist, nämlich das Volumen der Transaktionen. Im Vergleich zu 2015 verzeichnet der Westen ein Wachstum von +11 %.

Es ist ein bestimmtes Versiegen von außergewöhnlichen Meisterwerken zu verzeichnen, was allerdings nicht verhindert, dass der französische Künstler Monet mit La Meule, den Weltrekord 2016 in Höhe von 81,5 Mio. $ erzielte. Bedeutsam ist die Tatsache, dass der Künstler an der Spitze der weltweiten Top 500 ein Chinese ist: Zhang Daqian.

Außerdem liegt der Anteil an chinesischen Künstlern in den Top 500 dieses Jahr über 30 %, was zusätzlich zu den Umsatzzahlen die Vorherrschaft Chinas gegenüber den USA, die nur 15 % ausmachen, demonstriert.

Die großen chinesischen Sammler achten stark auf eine aktive Diversifizierung ihrer Käufe. Sie sind sich des Wandels ihres Binnenmarktes durchaus bewusst und setzen jetzt auf Werke alter westlicher Meister oder Impressionisten sowie zeitgenössische Gemälde, nachdem sie die Preise für die Werke ihrer eigenen Landsleute in die Höhe getrieben haben.

Die spektakulärsten Auktionen sind nicht mehr den Launen von Milliardären zuzuschreiben. Dem Kauf von Meisterwerken liegt inzwischen eine ausgereifte Wirtschaftsstrategie zugrunde, denn ein bekannter Gauguin, Modigliani oder Van Gogh stellt eine weltweite kulturelle Bedeutung und exponentiell steigende Besucherzahlen in der Museumsindustrie sicher.

Die gut beratenen großen Käufer aus Asien oder dem Nahen Osten setzen den Aufbau ihrer Museumsindustrie fort. Mit mehr als 700 neu eingerichteten Museen pro Jahr ist diese im 21. Jahrhundert weltweit eine wirtschaftliche Realität geworden. Zwischen 2000 und 2014 wurden mehr Museen geschaffen als im 19. und 20. Jahrhundert zusammen.

Diese Industrie mit einem enormen Bedarf an Ausstellungsstücken ist einer der zentralen Faktoren für das spektakuläre Wachstum des Kunstmarktes. Das Museum stellt heute eine Art Kathedrale der modernen Zeit dar, in der sich alle Generationen und sozialen Klassen auf der Suche nach Einzigartigkeit treffen, die das Kunstwerk angesichts der Normalisierung aller Güter auszeichnet.

Das allgegenwärtige Internet ist inzwischen der Hauptmotor der Auktionshäuser aller Länder und steht im Mittelpunkt ihrer Ausbaustrategie auf allen Kontinenten. 97 % der 6.300 Auktionshäuser weltweit sind heute im Internet präsent (2005 waren es nur 3 %). Das mobile Internet ist eine wichtige Innovation, die die Auktionshäuser zu einem Paradigmenwechsel zwingt. Die größten Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s, sowie mittlerweile praktisch alle kleineren Auktionshäuser planen ihre Zukunft nur im Internet, wo sie ein Wachstum von über +110 % zu verzeichnen haben. “