Globalisierung des Marktes und Einfluss der Museumsindustrie

In diesem Jahr steigt der Anteil an chinesischen Künstlern in den Top 500 auf über 30 % an, was ein weiteres Anzeichen für die Überlegenheit Chinas gegenüber den USA ist, welche nur mit 15 % der Künstler auf dieser Rangliste vertreten sind.

Die großen chinesischen Sammler achten stark auf eine aktive Diversifizierung ihrer Käufe. Sie sind sich des Wandels ihres Binnenmarktes durchaus bewusst und setzen jetzt auf Werke alter westlicher Meister, Impressionisten, moderner Künstler und Zeitgenossen, nachdem sie die Preise für die Werke ihrer eigenen Landsleute in die Höhe getrieben haben.

Die spektakulärsten Auktionen sind nicht mehr den Launen von Milliardären zuzuschreiben. Dem Kauf von Meisterwerken liegt inzwischen eine ausgereifte Wirtschaftsstrategie zugrunde, denn ein bekannter Da Vinci, Modigliani oder Van Gogh stellt eine weltweite kulturelle Bedeutung und exponentiell steigende Besucherzahlen in der Museumsindustrie sicher.

Die gut beratenen großen Käufer aus Asien oder dem Nahen Osten setzen den Aufbau ihrer Museumsindustrie fort, die Artprice seit 2007 systematisch erfasst. Mit mehr als 700 neu eröffneten Museen pro Jahr ist diese im 21. Jahrhundert weltweit eine wirtschaftliche Realität geworden. Zwischen 2000 und 2014 wurden mehr Museen geschaffen als im 19. und 20. Jahrhundert zusammen.

Diese Industrie mit einem enormen Bedarf an Ausstellungsstücken ist einer der zentralen Faktoren für das spektakuläre Wachstum des Kunstmarktes. Das Museum stellt heute eine Art Kathedrale der modernen Zeit dar, in der sich alle Generationen und sozialen Klassen auf der Suche nach Einzigartigkeit treffen, die das Kunstwerk angesichts der Normalisierung aller Güter auszeichnet.

Das allgegenwärtige Internet ist inzwischen der Hauptmotor der Auktionshäuser aller Länder und steht im Mittelpunkt ihrer Ausbaustrategie auf allen Kontinenten. 97 % der 6.300 Auktionshäuser weltweit sind heute im Internet präsent (2005 waren es nur 3 %). Das mobile Internet ist eine wichtige Innovation, die die Auktionshäuser zu einem Paradigmenwechsel zwingt: Es sind inzwischen mehr Smartphones mit dem Internet verbunden, als es Menschen auf der Erde gibt. Die größten Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s, sowie mittlerweile praktisch alle kleineren Auktionshäuser planen ihre Zukunft nur im Internet, wo sie ein Wachstum von über +110 % zu verzeichnen haben.