Der Marktwert der Künstler

Atemberaubende Jahresumsätze, rasende Marktwertsteigerungen … wer sind die zeitgenössischen Künstler mit dem höchsten Marktwert und wie reagiert die internationale Nachfrage?

Der Markt für Zeitgenössische Kunst ist ein regelrechter Spielplatz für Investoren. Die wohlhabendsten unter ihnen kaufen zu stolzen Preisen Werke von Künstlern (im Allgemeinen Amerikanern), deren Preise mit phänomenaler Geschwindigkeit ansteigen, wodurch Wertzuwächse in Höhe von Hunderttausenden beziehungsweise Millionen von Dollar erzielt werden.

Zu diesen Künstlern mit den höchsten Marktwerten gehören Basquiat, Christopher Wool, Mark Bradford und Richard Prince. Vor allem Basquiat, der allein 20 der 100 besten Auktionen des Jahres für sich beansprucht, bleibt die wichtigste Säule des Marktes für Zeitgenössische Kunst. Mehrere chinesische Künstler stechen jedoch ebenfalls aus der Masse hervor und profitieren von einem motivierten Markt im eigenen Land angesichts der amerikanischen Vorherrschaft. Ungefähr zwanzig Zuschlagspreise bei chinesischen Auktionen stützen somit die Top 100 der Auktionen mit CHEN Yifei, der 22,6 Mio. $ erreicht. Die europäischen Künstler sind weniger gut in der Rangliste vertreten, bis auf einige britische Künstler, wie zum Beispiel Cecily Brown, Antony Gormley, Peter Doig und Damien Hirst, die Deutschen Thomas SCHÜTTE und Albert OEHLEN und den Italiener Rudolf STINGEL. Letzterer ist allerdings bei amerikanischen Käufern begehrter als bei seinen Landsleuten, seit er in New York wohnt – der Markt allen Übermaßes.

Die Finanzkraft des Marktes für Zeitgenössische Kunst beruht heute auf einer Handvoll Künstlern gegenüber einer Vielzahl: Die 500 leistungsstärksten Künstler generieren 89 % des weltweiten Umsatzes, an dem 20.335 zeitgenössische Künstler teilhaben, von denen mindestens ein Werk zwischen Juli 2017 und Juni 2018 versteigert wurde. Die Dreierspitze – bestehend aus Basquiat, Doig und Stingel – konzentriert allein 22 % des weltweiten Umsatzes gegenüber 27 % für die Künstler Basquiat, Doig und Wool auf dem Siegertreppchen des vergangenen Geschäftsjahres.

Anteil der Top-Künstler am Gesamtumsatz

Das Siegertreppchen

Der beste Hammerschlag des Jahres ist wenig überraschend für ein Werk von Jean-Michel BASQUIAT gefallen, welches 45 Mio. $ erzielte (Flexible, Phillips New York, am 17. Mai 2018). Ein Jahr zuvor überschritt ein anderes Werk des Künstlers zum ersten Mal die Schwelle von 100 Mio. $ und revolutionierte den Markt für Zeitgenössische Kunst. Dieses Werk ohne Titel aus dem Jahr 1982 wurde 1984 für 20.900 $ erworben und 33 Jahre später für das 5.300-fache wieder verkauft (d. h. 110,5 Mio. $ – Untitled). Angesichts der exorbitanten Preise für Gemälde von Basquiat zeigt auch der Marktwert von Zeichnungen ein phänomenales Wachstum: +2.000 % innerhalb von 20 Jahren. Im Todesjahr des Künstlers 1988 überschritten seine Werke die 100.000 $ nicht, obwohl sein Marktwert bereits explosiv war. Mit einem Budget von 100.000 $ sind heutzutage nur kleine Zeichnungen zu erwerben, im Allgemeinen insbesondere die mit Filzstift, ohne diese expressive Farbe, welche seiner Arbeit den besonderen Reiz verleiht.

Mit einem steigenden Index von +1.880 % seit 2000 und 256 Mio. $ Umsatz für in diesem Jahr verkaufte Werke steht Basquiat an der absoluten Spitze des Marktes. Peter DOIG belegt mit sechs der 100 besten Auktionen des Jahres den zweiten Platz (100,9 Mio. $). Die Steigerung der Preise für die Werke von Doig ist vergleichbar mit der von Basquiat. Großbritannien zeigt einen steigenden Index von +2.200 % innerhalb von 18 Jahren, so dass 100 $, die im Jahr 2000 in eines seiner Werke investiert wurden, heute 2.300 $ wert sind. Diese spektakuläre Steigerung kann mit der wiederholten Versteigerung eines bei Liebhabern sehr bekannten Werkes, The Architect’s Home In the Ravine, gut illustriert werden, welches fünfmal versteigert wurde.

Wiederholte Verkäufe von « The Architect’s Home In the Ravine » von Peter Doig

Die aufeinanderfolgenden Verkäufe von The Architect’s Home in the Ravine sind ein Beispiel für die Beschleunigung der Transaktionen, welche Wertzuwächse in der Größenordnung mehrerer Millionen Dollar bei jeder Auktion ermöglichen.

Rudolf STINGEL bildet das Schlusslicht dieser Dreierspitze mit einem weltweiten Umsatz von 52,3 Mio. $, genau wie letztes Jahr. Er ist der Grund für den explosivsten Index der drei Besten: 12.550 % Steigerung seit 2001 … Der produktive, 1956 in Italien geborene Rudolf Stingel wird von François Pinault im Palazzo Grassi ausgestellt, seitdem dieser 2006 eingeweiht wurde. 2007 wurde dem Künstler eine Retrospektive im Whitney Museum gewidmet und seine Preise stiegen im gleichen Moment explosionsartig an, so dass er einen ersten Zuschlagspreis in Millionenhöhe erzielte (Untitled von 1989, 1,2 Mio. $, Christie’s New York, 13. November 2007), gefolgt von 48 anderen, die bis zum Sommer 2018 verzeichnet wurden.

Preisindex Basquiat, Doig und Stingel

Bestätigungen

Die Jahresumsätze bestätigen einige Trends, insbesondere die Steigerungen der Leistung von Künstlern, die vor kurzem in die angelsächsischen Märkte eingetreten sind, und die Steigerung der Nachfrage nach Street Art, die viel mehr als nur eine Modeerscheinung ist.

Die Headliner der Street Art sind sowohl bei wohlhabenden Sammlern als auch jungen Liebhabern von Kult-Ikonen begehrt und führen den Markt in Bezug auf die Anzahl der zugeschlagenen Lose an. Die Werke von Shepard FAIREY, BANKSY, Keith HARING und KAWS erfahren einen nie dagewesenen kommerziellen Erfolg. Diese vier Kultkünstler der Street Art gehören zu den fünf zeitgenössischen Künstlern mit den meisten Auktionen weltweit.

Der erste auf der Liste ist Shepard FAIREY, der einen solchen Hype ausgelöst hat, dass die Anzahl der zugeschlagenen Lose sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelte (675 gegenüber 343 Losen im vorangegangenen Geschäftsjahr). Es muss beachtet werden, dass 90 % dieser Lose Grafiken unter 1000 $ sind – ein besonders attraktiver Preis für den französischen Markt, welcher der wichtigste Kunde für seine Werke ist (78 % der Lose wurden in Frankreich zugeschlagen, gegenüber 7 % in den USA). Street Art ist somit ein Nischenmarkt, der in Frankreich in voller Aufruhr ist und von thematisch organisierten Auktionen von mehreren Auktionshäusern, wie zum Beispiel Artcurial, Tajan, Aguttes und Leclere getragen wird.

Die Nachfrage ist auch für den medienwirksamen BANKSY mit über 500 zugeschlagenen Losen sehr hoch (+71 % im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr). Dieser Markt umfasst vor allem Grafiken (74 % der Lose), die sein Werk in großer Anzahl zu ebenso erschwinglichen Preisen wie Shepard Fairey greifbar machen.

Top 20 Zeitgenössische Künstler nach Anzahl verkaufter Lose (2017/18)

Auch der „Skully“ (Piratenkopf) von KAWS, alias Brian Donelly, wird immer beliebter. Die Anzahl an Auktionen steigt um 142 %, sodass der Künstler fünf Plätze auf der Rangliste nach oben rückt. Kaws lässt die Grenzen zwischen Kunst und Massenkommerz verschwimmen und produziert ebenso monumentale Skulpturen, wie die „Art-Toys“ in limitierter Auflage (500 bis 1.000 Exemplare) – eine Methode, um „Kunst für alle zugänglich zu machen“, genau wie die Factory des japanischen Künstlers MURAKAMI (die Kaikai Kiki Corporation), des Künstlers auf dem dritten Platz der meisten zugeschlagenen Lose (457 zugeschlagene Lose im Geschäftsjahr 2017/2018). Der Piratenkopf von Kaws ist nicht nur ein Modephänomen (Kapselkollektionen mit großen Luxusmarken, Merchandising-Produkte, wie T-Shirts oder Sneaker, Zusammenarbeit mit Sängern, wie Kanye West und Pharell Williams), er ist auch ein Phänomen des Marktes, insbesondere weil Pharell Williams ihn dem Galeristen Emmanuel Perrotin vorgestellt hat. Der Preisanstieg ist ebenso bemerkenswert wie rapide. Noch vor 10 Jahren war der Künstler auf dem Sekundärmarkt nicht vorhanden und erzielt inzwischen 1,2 Mio. $ für ein Werk, das ursprünglich auf unter 350.000 $ geschätzt worden war (Keep Moving, Phillips London, 9. März 2018). Seine acht besten Auktionen wurden alle zwischen Sommer 2017 und Sommer 2018 in London, Hongkong und New York verzeichnet.

Entwicklung des Auktionsumsatzes von Kaws

Andere Künstler der Top 500 fallen durch ihre bemerkenswerten Leistungen auf Auktionen und das Niveau ihrer neuen Rekorde auf. Die Jahresumsätze wurden von unterschiedlichsten künstlerischen Disziplinen erzielt, wie zum Beispiel von George CONDO, Cecily BROWN oder Mark BRADFORD für Gemälde und Robert GOBER, Antony GORMLEY und Franz WEST für Skulpturen.

Bemerkenswertes Wachstum in der Malerei

George CONDO erzielte eine der spektakulärsten Leistungen des Jahres. Sein Jahresumsatz von 49 Mio. $ nimmt den vierten Platz der weltweiten Rangliste ein, hinter Basquiat, Doig und Stingel, während er letztes Jahr mit einem Jahresumsatz von 13 Mio. $ noch den 19. Platz auf der gleichen Rangliste belegte.

Diese Leistung wurde dadurch ermöglicht, dass der Künstler über mehrere Kanäle sichtbar wurde: Phillips widmete ihm letztes Jahr eine große Ausstellung (George Condo: The Way I Think, 11. März – 25. Juni 2017) und nannte ihn auf dem Cover des Katalogs einer prestigeträchtigen Auktion in New York im Februar 2018. Sotheby’s folgte im März und eröffnete eine Ausstellung Condo/Picasso neben der Kunstmesse Art Basel in Hongkong (Face-Off: Picasso/Condo, 16.–31. März 2018). Diese Ausstellung wurde als „Treffen zweier Genies“ angekündigt und trug in hohem Maße zur Steigerung des Bekanntheitsgrades von Condo in Hongkong bei, dessen erste Umsätze bereits überzeugend ausfielen. Im November 2017 überschritt das Gemälde Young Girl with Blue Dress bei weitem die hohe Schätzung und erzielte einen Preis von 1,5 Mio. $ bei Phillips. Seitdem folgt eine Top-Auktion der anderen, mit acht Zuschlagspreisen in Millionenhöhe, von denen einer in Hongkong erzielt wurde.

George Condo erzielte vier der 100 besten Auktionsergebnisse des Jahres. Besonders bemerkenswert: ein neuer Rekord in Höhe von 6,1 Mio. $ – mehr als das Doppelte der Schätzung vom 17. Mai bei Christie’s in New York. Das Gemälde Nude and Forms ist eine direkte Hommage an den kubistischen Stil Picassos und wurde im März in Hongkong ausgestellt.

Obwohl er zeitgleich mit Jean-Michel Basquiat in der New Yorker Szene auftauchte (dieser überzeugte ihn, sich in New York niederzulassen), ist der Marktwert von Condo nicht mit der gleichen Geschwindigkeit angestiegen. Sein erster Umsatz in Millionenhöhe wurde erst vor zehn Jahren verzeichnet, das heißt 20 Jahre später als Basquiat (Condo, Tumbling Heads, verkauft für 1 Mio. $, 15. Mai 2008 bei Phillips von Pury & Company in New York) – ein Rekord, der einen rasend schnellen Anstieg in Gang setzte, mit einem Wertzuwachs von 2.100 % seit 2000.

Preisindex George Condo

Innerhalb eines Jahres wurden über 27 Mio. $ für den Verkauf von Werken von Cecily BROWN erzielt … d. h. 20 Mio. $ mehr als im vorangegangenen Geschäftsjahr. Die Künstlerin profitiert von einem schnellen Wertzuwachs und rückt vom 23. auf den 14. Platz auf der weltweiten Rangliste vor. Innerhalb eines Jahres wurde ihr Rekord um über 4 Mio. $ gesteigert und liegt inzwischen bei 6,7 Mio. $ dank des Verkaufs von Suddenly Last Summer am 16. Mai (Sotheby’s New York). Die fleischig-organischen Gemälde von Brown erweisen sich manchmal als teurer als die kubistisch anmutenden von Condo.

Die Preissteigerung des amerikanischen Künstlers Mark BRADFORD ist noch spektakulärer: Sein Jahresumsatz steigt von 16 auf 40,1 Mio. $, was dem neunten Platz auf der weltweiten Rangliste entspricht, gleich hinter Jeff KOONS (40,7 Mio. $). Bradford hat seine Topergebnisse mit drei neuen Rekorden im Jahr 2018 ergänzt, wobei ein Spitzenpreis bei fast 12 Mio. $ für ein großes bei Phillips verkauftes Gemälde lag (Helter Skelter I, 8, März 2018, London). Der Künstler, der letztes Jahr im amerikanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig Furore machte, bestätigt hiermit, dass er zu den begehrtesten und leistungsstärksten zeitgenössischen Künstlern gehört.

Einen bemerkenswerten Sprung nach vorne macht auch Mark TANSEY, und zwar vom 162. auf den 24. Platz (von 861.000 $ auf 15 Mio. $). Nach einem starken Rückgang im Jahr 2017 nahm der Markt des amerikanischen Künstlers wieder an Fahrt auf und verzeichnete in New York einen neuen Rekord: Das Werk Source of the Loue wurde 1988 auf einer Wohltätigkeitsauktion bei Sotheby’s für 190.000 $ verkauft und 2003 zum niedrig geschätzten Preis von 600.000 $ erneut angeboten, aber nicht verkauft. Dieses Mal wurde es für 7,4 Mio. $ versteigert (Sotheby’s, 16. Mai 2018).

Bemerkenswertes Wachstum in der Bildhauerei

Auch für Antony GORMLEY ist dies ein Erfolgsjahr: Er überholt Takashi MURAKAMI mit einem Umsatz von 19,4 Mio. $ im Vergleich zu 5,5 Mio. $ im letzten Jahr. Der Künstler rühmt sich eines neuen Rekords von 6,9 Mio. $ für A Case for an Angel I (天使 I), einer Skulptur mit einem Umfang von über acht Metern fünfzig, die am 6. Oktober 2017 bei Christie’s in London verkauft wurde. Dieser Rekord ist die Belohnung für ein emblematisches Werk zeitgenössischer Skulptur, da sie das gleiche Thema wie die größte Skulptur Englands hat (Angel of the North, 200 Tonnen, 20 Meter hoch und 54 Meter breit, steht in Gateshead), für die Gormley mit dem Orden des britischen Empire für seinen Verdienst für die Bildhauerei geehrt wurde. Ein derartiges Werk hätte angesichts seiner großen Bedeutung einige Millionen mehr erzielen können. Seine Monumentalität hat die Anzahl der Bieter aber sicherlich begrenzt …

Ebenso historisch ist der neue Rekord, den eine Skulptur von Robert GOBER erzielte: 7,2 Mio. $ für ein emblematisches Werk vom Anfang der neunziger Jahre. Der Rekord dieses Künstlers hat sich innerhalb von 10 Jahren einfach verdoppelt. Die laufende Anpassung begann 2014 – dem Jahr, in dem sein Marktwert durch eine Retrospektive im MOMA in die Höhe schoss. Die 7,4 Mio. $ für Werke, die innerhalb von 12 Monaten verkauft wurden, verschaffen ihm den 39. Platz auf der weltweiten Rangliste.

Entwicklung des Auktionsumsatzes von Franz West

Der Markt des österreichischen Künstlers Franz WEST erweist sich als besonders dynamisch, seit er bei der Biennale von Venedig einen Goldenen Löwen (2011) als Ehrung seines Gesamtwerkes kurz vor seinem Tod (2012) verliehen bekam. Der Umsatz dieses Geschäftsjahres bestätigt einen im Mai 2017 erzielten Rekord durch den Verkauf der großen Skulptur Sisyphos IX, die dieses Jahr bei Sotheby’s (New York, 16. Mai 2018) für 855.000 $ den Besitzer wechselte. Das Werk von Franz West wird immer wieder geehrt. Nach einer Ausstellung in der schweizerischen Zweigstelle der Gagosian Galerie (22. September – 16. Dezember 2017) fand eine Retrospektive im Centre Georges Pompidou in Paris statt (12. September – 10. Dezember 2018). Diese wandert 2019 in die Tate Modern in London.

Die teuerste Skulptur des Jahres stammt von Jeff KOONS und erzielte 22,8 Mio. $ – Play-Doh, ein Werk, das 2005 bei der Gagosian Galerie erworben wurde. Play-Doh ist ein über drei Meter hohes Werk aus polychromem Aluminium, das einen Klumpen bunter Knete darstellt. Dank dieser Auktion schafft Koons es mit 40,7 Mio. $ in die Top 10 der Weltrangliste (8. Platz unter den erfolgreichsten Künstlern). Diese 40,7 Mio. $ stellen angesichts der früheren Umsätze allerdings ein historisches Tief dar. Vor drei Jahren betrug der Jahresumsatz von Koons 93,8 Mio. $, und das trotz einer geringeren Anzahl an zugeschlagenen Losen (83 im Jahr 2014/2015 gegenüber 149 im Jahr 2017/2018). Heute wird der Markt von Koons nicht nur vor allem von Grafiken und Objekten dominiert (80 % der zugeschlagenen Lose), sondern es ist auch eine Senkung der Preise für seine großen Skulpturen zu verzeichnen. Sein Riesenhummer aus Edelstahl beispielsweise wurde am 10. Mai 2016 für 6,8 Mio. $ und am 17. Mai 2018 für 5,4 Mio. $ veräußert … Ein offensichtlicher Mangel an Begeisterung, der sich in einem Preisunterschied von 1,4 Mio. $ von einer Auktion zur nächsten niederschlägt.

Preisindex Jeff Koons

Ein Umsatz in Berg- und Talfahrt, eine Verwässerung des Marktes durch Multiples, aktuelle Polemik (insbesondere aufgrund der Tulpenskulptur, die der Künstler Frankreich geschenkt hat, und wegen einer nicht erfolgten Lieferung von Werken an den Sammler Steven Tananbaum) … Jeff Koons spaltet die Gemüter, aber er ist nicht der einzige. Es gibt mehrere bekannte Künstler, die dieses Jahr an Umsatz einbüßen. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich.

Erschöpfung

Genau wie Jeff Koons gehört auch Damien HIRST zu den Stars, die die Auktionen Mitte der 2000er-Jahre angeheizt haben. Ihre Werke wurden sehr schnell sehr teuer, aber ihr Markt ist derzeit gebremst. Der Preisindex von Damien Hirst ist klar gesunken, seitdem die Euphorie verflogen ist. Im Vergleich zum Höhepunkt im Jahr 2008 verliert er um -84 %. Christie’s hat dieses Jahr zwar ein in einem Formalinbad konserviertes Schaf für 4,4 Mio. $ verkauft und Sotheby’s versteigerte am 17. Mai 2018 ein „Butterflies painting“ für 1,3 Mio. $ (Away from the Flock (迷途的羔羊) und Loving You am 7. März 2018), aber innerhalb von 12 Monaten erzielte Damien Hirst nur 2 Auktionen in Millionenhöhe gegenüber 65 im Laufe des Jahres 2008.

Der Umsatz der Künstler mit dem höchsten Marktwert kann von einem Jahr zum anderen stark schwanken. Die Jahresumsätze der Künstler, die nicht mehr so aktuell sind und deren Rekorde aufgrund eines Mangels an großen Werken nicht wiederholt werden, sinken um die Hälfte oder sogar auf ein Drittel, dies liegt aber in den seltensten Fällen an einem wirklichen Desinteresse der Käufer.

Top 10 Umsatzrückgänge (2017/18 vs. 2016/17)

Das rumänische Wunderkind der Malerei, Adrian GHENIE, fällt vom 11. auf den 30. Platz der Weltrangliste. Nach einem explosionsartigen Preisanstieg von 2016 auf 2017 stabilisierte sich sein Marktwert, aber sein Jahresumsatz erlitt einen starken Rückgang von 60 % im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr (11 Mio. $ für verkaufte Werke gegenüber mehr als 28 Mio. $). Dieser Rückgang liegt vor allem an den Anforderungen der Käufer angesichts des hohen Preisniveaus seiner Werke. Die Bieter sind bereit, weitaus größere Beträge als die hohe Schätzung für ein emblematisches Gemälde zu zahlen (zum Beispiel: Elvis wurde auf 350.000 $ geschätzt und am 17. Mai 2018 bei Phillips für 519.000 $ verkauft), allerdings sind Werke, die zu gering eingeschätzt oder überschätzt werden, für sie nicht interessant (fünf unverkaufte Werke). Derzeit ist Vorsicht geboten.

Nach einem brillanten Jahr (2016/17), geprägt durch einen nie da gewesenen Rekord von 16,7 Mio. $ (Untitled (S III Released to France Face 43.14)) am 17. Mai 2017, Christie’s) fällt der amerikanische Künstler Mark GROTJAHN vom 5. Platz auf den 35. Platz auf der Weltrangliste, d. h. sein Umsatz erleidet einen Rückgang von 75 %.

2017/18 erzielte seine beste Auktion lediglich 1,8 Mio. $ (Christie’s, London, 06.10.2017 (Untitled (White Butterfly)) für ein, zugegebenermaßen weniger emblematisches, Gemälde (Untitled (White Butterfly)), 541.000$, Sotheby’s London, 26. Juni 2013). Dieser Umsatz wurde im Laufe von fünf Jahren allerdings verdreifacht.

Dieser große Künstler leidet trotzdem nicht unter einer Entfremdung seines Marktes und zeigt einen Preisanstieg von +570 % seit seinem Eintritt in die Auktionswelt im Jahr 2006.

Genau wie Grotjahn büßt der Chinese AI Weiwei 30 Plätze ein, nachdem sein Umsatz fast halbiert wurde (-48 %). Dies ist allerdings nicht weiter alarmierend, da die wichtigen Werke mit Ausnahme eines einzigen allesamt Abnehmer fanden. Der starke Rückgang seines Umsatzes ist darauf zurückzuführen, dass nicht genügend große Werke im Umlauf sind. Ai Weiwei war dieses Jahr auf andere Art und Weise als über Auktionen in der internationalen Kunstszene präsent: Er war nicht kommerziell sondern als Aktivist unterwegs und brachte seinen Dokumentarfilm „Human Flow“ heraus, das Ergebnis einer Arbeit über die 65 Millionen Geflüchtete auf der Welt. Im zweiten Halbjahr 2018 ist der Künstler mit drei Ausstellungen in Kalifornien wieder aktuell. Eine findet beim Kunsthändler Jeffrey Deitch in Hollywood statt (Zodiac, 29. September 2018 – 5. Januar 2019), eine weitere im UTA Artist Space in Beverly Hills (ab 4. Oktober 2018) und die dritte bei der Stiftung Marciano (Life Cycle, 28. September 2018 – 3. März 2019).

Entwicklung des Auktionsumsatzes von Ai Weiwei

Zu den Top 10 Künstlern mit sinkenden Umsätzen gehören viele chinesische Künstler. Neben Ai Weiwei (dem international bekanntesten) zählen acht Chinesen zu den 20 Künstlern, die dieses Jahr an Umsatz einbüßen. Die Hälfte von ihnen ist auf dem internationalen Markt nicht oder kaum präsent (SHI Guoliang, LIN Yongsong, LIU Dan, LUO Zhongli). Ihr Markt stützt sich ausschließlich auf die Nachfrage im Inneren Chinas und ihre Preise werden im Westen nicht bestätigt.

Dabei basiert die Konsolidierung eines Marktwertes zum Teil auf der Vitalität der internationalen Nachfrage, einer durch den Einfluss der Galerien aktivierten Begeisterung, der wiederholten Präsenz auf wichtigen Messen und der Beziehung zu Institutionen. Es ist auch wichtig, zu beobachten, welche Galerie hinter welchem Künstler steht … Der Fall des amerikanischen Künstlers Gardien de l’inconnu I ist ein sehr gutes Beispiel. Nach der ersten Ausstellung im Jahr 2005 in der Gagosian Gallery in London stiegen die Preise explosionsartig an. Dieses Jahr stellte der einflussreiche Galerist, der den Marktwert maßgeblich mitbestimmt, parallel zu den Auktionen Zeitgenössischer Kunst seine Grafiken in New York (5. April – 25. Mai 2018) aus. Die Preise für die Werke von Jonas Wood, die bei den Auktionen angeboten wurden, stiegen somit extrem an und erzielten am 18. Mai bei Christie’s einen Rekord. Endpreis: 2,3 Mio. $ entgegen einer Schätzung zwischen 550.000 $ und 750.000 $ (Maritime Hotel Pot with Aloe). Die Kunden von Gagosian haben sich regelrecht auf den Markt des Künstlers gestürzt. Das gleiche gilt für die Werke von Laura OWENS, die vor fünf Jahren eine Zusammenarbeit mit dem Kunsthändler Gavin Brown einging. Daraufhin stiegen ihre Preise unverzüglich stark an: über 100.000 $ im Jahr 2014, über 300.000 im Jahr 2016 und schließlich über 1 Million im Jahr 2017 (Untitled, 1,8 Mio. $ gegenüber einer Schätzung von 200.000 $ – 300.000 $, 16. November 2017, Sotheby’s New York) – das Jahr ihrer Ausstellung im Whitney Museum.

Im oberen Segment des Marktes für Zeitgenössische Kunst hat eine kleine Anzahl von Künstlern die meiste Macht gegenüber der großen Masse – sicherlich auch aufgrund des Einflusses einer Handvoll einflussreicher Akteure.